Leseprobe
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Vorletzte Schlüsse | |
Auszüge aus dem Buch / Leseprobe Wer diesen Band durchblättert, wird feststellen, dass fast alle Lebens- und Weltbereiche vor diesem Autor nicht sicher sind, ganz gleich, ob es sich um gesellschaftliche, politische, kulturelle oder persönliche Fragen handelt: oft kritisch im Ansatz, geschärft in der notwenigen Kürze, getragen von einem unmittelbar ansprechenden satirischen Anflug - alles unverzichtbare Eigenschaften, die einen überzeugenden Aphorismus ausmachen. Der vorliegende Band „Vorletzte Schlüsse" ist so etwas wie eine vorläufige Bestandsaufnahme des aphoristischen Schaffens in den letzten 25 Jahren. Er versammelt ausgewählte Beispiele aus den früheren Veröffentlichungen des Autors und wird bemerkenswert ergänzt mit frischen Wort- und geistigen Standortfindungen unter dem Titel „Neue Denkanzettelungen und Widerwortigkeiten", insgesamt einhundert Einlassungen, die das Gespräch mit den Problemen der Zeit, den Fragen des Lebens weiterführen und versuchen, sie hell- und durchsichtiger zu machen. Es fällt auf, dass im Vergleich mit den älteren Beispielen die neuen Aphorismen noch stringenter geraten sind, ja an Bildhaftigkeit gewonnen haben. Besonders angetan haben es dem Autor die technischen Entwicklungen der Kommunikationsfelder in der Gegenwart, die nicht immer etwas mit Fortschritt und Gewinn an Menschlichkeit zu tun haben. Da lesen wir: „FACEBOOK: Je mehr Freunde du gewinnst, desto mehr verlierst du dein Gesicht" oder „Autosuggestion des Handynutzers: Ich bin immer am Drücker" oder „Zur Entwicklung des Menschen im Internetzeitalters: vom Nest- zum Netzflüchter". Das ist ein neuer Ton, der aphoristisches Denken mit modernen Inhalten erweitert. Welche sprachliche und inhaltliche Substanz Jürgen Wilbert Aphorismen zumisst, ist an einigen Stellen nachzulesen: „Aphorismen sind Stolpersteine für landläufige Meinungen" oder „Aphoristiker versuchen Wort zu finden für das, was ihnen die Sprache verschlägt". In diesem Buch spielt die bildkünstlerische Begleitung durch den Brühler Künstler Andreas Noßmann eine bedeutende Rolle, um Wort und Bild im Zusammenspiel, Alltägliches und Existenzielles ins Licht zu rücken (Aus dem Vorwort von Hugo Ernst Käufer)Leseprobe auf der Seite des Brockmeyer-Verlages: Leseprobe Eine hirnverlesene Auswahl von Aphorismen mit Zeichnungen von ANDREAS NOSSMANN, | |
KnappDenkbar | |
Auszüge aus dem Buch / Lesprobe
Über die Fälligkeit des SinnsDie Menschen kommen und gehen - nur nicht zur Vernunft.Sinnfällig: Gibt es ein Verfallsdatum für Sinn. Das Übliche ist so beliebt, weil es fraglos das kleiner Übel ist. Auch der Leichtsinn unterliegt dem Gesetz der Schwerkraft. Weitsicht sucht nicht unbedingt das Weite.
Ehe wem Ehe gebührt
Die gelungene Ehe: eine Verkettung glücklicher Umstände. Spiel mit Worten zum Ernst der LageAusgerechnet die Namhaften werden nicht haftbar gemacht.Wer Buch führt, schreibt keines mehr. Einige ruinieren ihren Ruf bereits, bevor sie ihn erlangt haben. Fällt Leichtsinnigen die Sinnfindung schwerer? Besondere Vorsicht ist geboten, wenn zu kurz Gekommene am längeren Heben sitzen. Über Hartleibige kann man besser den Stab brechen. Von den Segnungen des ZeitgeistesFlachbildschirme: die programmatische Konsequenz in der Medienlandschaft.Hauptsache die Zote stimmt. Er trommelte ohne Unterlass, bis man ihm das fell über die Ohren zog. Im mp3-Player und ipod nimmt die Nabelschnur elektronische Gestalt an. Manche Zeitgenossen halten dir den Rücken frei, nur um selbst besser treffen zu können. Facebook: Vor lauter Freunden siehst du die Freundschaft nicht mehr. Kopfrechen kann heute auch keiner mehr. - Dafür müssen wir jetzt mit allem rechnen. Vorteil der Demenz: Man ist nicht mehr nachtragend.
Die Qual der WahllosigkeitWahlplakate: wahllose Parolisierung d.er Umwelt.Kein Wunder, dass es in unserer Geselschaft nicht mehr vorwärts geht, die Politikerliefern nur noch Anhaltspunkte. Mit Zugpferden kann man sich besonders schnell vergaloppieren. Unsere Demokratie verkommt immer mehr zur Demoversion. So manche Fensterrede verlangt nach einer Gardinenpredigt. Was ist eigentlich folgenschwerer: eine Land- oder eine Wortbesetzung?
Trefferquote des AphorismusDenkrichtung des Aphorismus: widerwärts.Aphoristiker wollen Weisheiten verbreiten, die nicht in die Binsen gehen. Beim Lesen eines Aphorismenbandes: Vor lauter Gedankensprüngen siehst du die Abgründe nicht mehr. Aphorismen sind zwar kurz, aber nicht klein zu kriegen. Kontraproduktive Botschaft an einen Aphoristiker: Bloß nicht übertreiben! Hinweis: Das Buch ist über den Brockmeyer-Universitätsverlag Bochum zu erhalten: info@brockmeyer-verlag.de |