Presseschau

Spiel und Erkenntnis

WAZ, 30.11.06
Jürgen Wilbert legt ein neues Büchlein mit Aphorismen vor.
Zygmunt Januszewski hat den Band ebenso ausdrucksstark illustriert

"Redefreiheit: früher ein Menschenrechtsartikel, heute nur noch ein Gebührensatz."
Einmal mehr nimmt sich Jürgen Wilbert die Freiheit, universal zu denken und prägnant zu schreiben. "Hirnbissiges" heißt sein neustes Buch voller staker Sprüche. Aphorismen sind die literarische Heimat des gebürtigen Düsseldorfers, Jahrgang 1954, der nach lehrtätigkeit zu Themen politischer Bildung siet 1980 in der Erwachsenenbildung , 1996 die Leitung der Hattinger VHS übernahm und 2006 die des Fachbereichs Weiterbildung und Kultur.
"Wenn du nicht im richtigen Moment danach greifst, ist dir der Stern irgendwann schnuppe."
Zugegriffen und nicht mehr losgelassen hat Wilbert, als es galt, sein Stekenpferd zum Aushängeschild der Stadt zu machen. Seit einigen Wochen ist Hattingen Zentrum der Republik in Sachen Aphorismus, weil das Deutsche Aphorismus-Archiv seinen Sitz im Stadtmuseum genommen hat.
"Der eine oder andere Aphorismus führt beim Leser zur Erkenntnis, dass er über ein Wortspiel nicht hinausgelangt ist."
Dieser Gedankenflug Jürgen Wilberts ist Friedmann Spicker wichtig.
Der Kopf des neuen Hattinger Alleinstellungsmerkmals Aphorismus-Archiv hat das Vorwort zu "Hirnbissiges" geschrieben und stellt die "Ambivalenz von Spiel und Erkenntnis" besonders heraus. Wozu auch die 14 Zeichnungen des Warschauer Illustrators Zygmunt Januszewskis zählen, die das Dreieck Schreiber - Zeichner - Leser/Betrachter zur ebenso amüsanten wie hintersinnigen Spielweise machen. Und eines immer sind: entdeckenswert.
"Wenn der Geiz geil ist, dann ist das geilste der Gefühle der Komsumverzicht."
Wilbert spielt. Mit der Gesellschaft. Mit "seiner" kurzen Gattung. Mit seinen Lesern. Natürlich sollen sie ihn kaufen.
Ulrich Laibacher