Aphorismen zur Gesellschaft


  Schieflage in der Gesellschaft: Selbst Privilegierte halten sich für unterprivilegiert.
  Neues Phänomen: die digitale Prozession. Die Menschen folgen ihrem Smartphone wie einer Monstranz.
  Zu viel Datenverkehr belastet die Verdauung.
  In der Verweilverbotszone kommen die Augenblicke zu kurz.
  Angesichts des Verhaltens einiger Zeitgenossen längst überfällig: die Grauenhaftpflichtversicherung.
  Gift für unser Zusammenleben: die toxische Männlichkeit.
  Viele Zeitgenossen sind inzwischen so cool,
dass sie nicht merken,
wenn sie verheizt werden.
  Tattoo und Piercing:
Viele wollen nur noch gestochen scharf sein.
  Einigem denen nichts mehr unter die Haut geht,
macht es nichts aus, ihre Haut zu Markte zu tragen.
  Was belanglos ist,
ist schwerlich zu belangen.
  Auch wenn du meinst,
es sei nicht mehr auzuhalten,
der Dienstweg ist einzuhalten.
Happiness
  Immer mehr Menschen verfügen
über immer mehr freie Zeit,
immer weniger über sich selbst.
  Halbwegs: Einige bringen es nicht mal fertig,
sich ganz im Wege zu stehen.
  Wer immer Schönwetter macht
läßt andre gern im Regen stehn.
  Kopf oder Zahl?
Die einen haben stets ihren eigenen Kopf,
die anderen zahlen dafür.
  In einer Hinsicht
sind die meisten Zeitgenossen
ungemein schöpferisch:
Sie schöpfen Verdacht.
  Manche glauben, durch Vertagen
den Anlass selbst außer Kraft zu setzen.
  Je weitgereister der Mensch,
desto betretener die Umwelt.
  Wer rigoros auf die Kleiderordnung achtet,
dem sind die Menschen Jacke wie Hose.
  Es gibt kein beiläufigeres Wort als Beischlaf.
  Wer immer nur sein Gesicht wahrt,
wird nie sein Gesicht gewahr.
  Wer schwarz-weiss denkt,
dem graut vor Zwischentönen.
  Das Unmoralische am
moralischen Zeigefinger ist,
dass er auf andere zeigt.
  Für gutes Geld
wird so mache Schlechtigkeit begangen.
  Es ist nicht selten der gesunde Menschenverstand,
der den Menschen krank macht.
  Auch mit Worthülsen
kannst du andere mundtot machen.
  Wer anderen gern die Worte im Mund herumdreht sollte vorzugsweise Redewendungen benutzen.
  Wer etwas auf den Kopf stellen will,
dem wird erst einmal der Kopf gewaschen.
  Wer andere lächerlich macht,
muss noch lange nicht
die Lacher auf seiner Seite haben.
  Wer seinem Vorgesetzten auf die Füße tritt,
ist auf dem besten Dienstweg.
  In Zeiten des bargeldlosen Verkehrs
wird auch Denkbares aus dem Verkehr gezogen.
Seitenanfang